Ibis-Rüstung

Skarabäus 2014. Die Wachen der Königin von Heshrar. In Linothorax- Technik.

Diese Seite gehört zum Bereich “Ägypter”. Der Anfang wäre hier: Ägypter. Zum Bereich der Materialanwendung “Stoff/ Leim- Komposit” this way please: Linothorax- Kompositrüstung

PAEI01Ibisrüstungen

Die Spielleitung wollte Ausstattungen im ägyptischen Stil, die das Ibis-Thema aufgreifen. Sie sollen wie “Rüstungen” (nicht “Monster”) aussehen und zwar das Schwarz/Gold- Farbschema “unseres” Pharaonenhofes haben, jedoch als andere Fraktion zu erkennen sein.

PAEI04IbisArmour

Soweit ich weiß, hatten die echten Ägypter nichts, das so aussah, trotzdem soll ein entsprechend antiker Eindruck entstehen..

Im Gegensatz zu den Riesen- Aufbauten der Wachen des Pharao haben die hier einfache Aegis- Kragen, tragen dafür aber Helme.

Es gibt keine aufgemalten Augen, um sie nicht mit Monstern zu verwechseln. Ich hätte gern noch Federn gehabt, aber das sah doof aus....

Die anderen haben Leo-Fellteile, die Ibisse kriegen Farbcodierungen auf Helmen und Lendenschurzen- für Ägypten typische Farben: Türkis und Zinnoberrot- und tragen zur weiteren Unterscheidung jeweils ein anderes prominentes Symbol.

Man soll erkennen, das die “Ibis-Fraktion” in Ungnade gefallen ist. Deswegen sind die Symbole der Helme (links die Sonnenscheibe und rechts das ägyptische Kreuz “Ankh”) jeweils durch einen Strich “zerbrochen”. Die beiden tragen außerdem keine Hieroglyphen, sondern Helme und Spruchrollen zeigen die “niedere” Beamtenschrift, demotisch (bzw das, was ich davon übrig gelassen habe...).

Die seitlichen Streifen sind eine Anspielung auf die stilisierten Nemes- Kopftücher der Sphinx oder der Tut- Ankh- Amun- Maske, die bei uns stark an Ägypten erinnern.

PAEI05Scrolls
PAEI03HelmRot
PAEI02HelmBlau
PAEIK30_red-ibis

Ein Ibis ist ein Storchenvogel mit einem langen, dünnen, gebogenen Schnabel, der aber leider sein Erkennungszeichen und damit für die Outfits unverzichtbar ist- trotzdem sollen die Helme nicht an venezianische Masken, mittelalterliche Pestdoktoren oder andere Rüsselheimer erinnern.

Außerdem können wir es uns aus Sicherheitsgründen nicht leisten, im Spiel irgendwas Spitzes in Gesichtshöhe nach vorne ragen zu lassen.

Und wenn wir gerade dabei sind:

der Helm soll den Träger bei Impact oder Hängenbleiben natürlich nicht verletzen, sondern einfach verschoben oder abgestreift werden, ohne das was ins Auge geht.
Und im Gegensatz zu Filmkomparsen müssen unsere Ibisse gut sehen können.

Die Eigenschaften des Original-Ibis sind “Wissenschaft, Weisheit, Schrift”- und in der Spielwelt damit natürlich auch “Zauberei”. Deswegen gibt es Spruchrollen- die die beiden auch gern mal verlieren- wobei die Spieler, die sie finden, besser sehr vorsichtig sein sollten....

Zugegeben: für die oben erwähnten Eigenschaften wirken die beiden etwas brachial (besonders, wenn man ihnen gegenübersteht), aber schließlich können wir die Königin von Heshrar nicht gut von irgendwelchen fluffigen Pinguintypen bewachen lassen, oder?
Ok, soviel zum Design- ohne Anspruch, es perfekt umgesetzt zu haben. Der wichtige Teil beginnt ab hier:

Die Arbeit mit einem Material, mit dem andere Leute schon vor über 2000 Jahren die halbe Welt erobert haben; das Kevlar der Antike, einer der ersten echten Verbundwerkstoffe, ein leichtes, flexibles Baumaterial für Rüstungen, deren Qualitäten denen einer aus Stahl nicht nachstehen, aber sie in vielen Punkten übertreffen:

verleimte Stoffschichten.

Kein Witz: Körperpanzer aus diesem Komposit heißen “Linothorax” und sehen aus wie römische Legionärspanzer aus Plastik.

Das Material wird nicht völlig starr, sondern bleibt lederartig flexibel- mit hochinteressanten schlag-, schnitt- und stichabsorbierenden Eigenschaften: bereits 4 Schichten sind einer entsprechend dicken Spaltlederrüstung schon überlegen. Wahnsinnswerkstoff.

Und weil kein Mensch weiß, wie das Material an sich nun eigentlich heißt (“Stoff/Leim-Verbundschichten” wird sich wohl nicht durchsetzen), hat sich hier das Wort “Linothorax” oder nur “Lino” dafür etabliert.

Dieser Vortrag ist der Rest des Originaltextes von 2014. Inzwischen (2016) gibt es für Interessierte eine gründlichere Beschreibung des Materials, seiner Herkunft und seiner Eigenschaften: Linothorax- Kompositrüstung

Die Ibisse waren mein erstes Linothorax- Projekt (2014). Es gibt es keine abzweigenden Unterseiten, sondern einfach erst die Kragen- und dann die Helmdokumentation:

Aegiskragen in Linothorax- Technik

 

PAEIK06Pappschablone
PAEIK07Dummy

Erstens: Bau der Grundform, auf der später das Werkstück ensteht.
Oben links: 2 Hälften eines Kragens aus Pappe. Man beachte die angeschnittenen Schultern: Wer Ägypterkragen mit geraden Schultern baut, wird das bereuen. Das Halsloch ist hier noch zu klein; es wird erst später in der richtigen Größe ausgeschnitten.
Zusammenkleben mit Paketband und Arrangement auf einem primitiven Dummy (oben rechts):
Decke zusammenrollen, in einen Müllsack stecken, den Müllsack in einen Eimer: fertig. Der Müllsack soll verhindern, das Leim oder Farbe auf die Dummy-Polsterung gerät; wer es versaut, muß der Freundin erklären, was mit der teuren Winterdecke passiert ist- also doch vielleicht lieber 2 Müllsäcke übereinander...

Dann wird der Unterbau mit Frischhaltefolie bedeckt. Leim klebt nicht auf der Folie, weswegen das Werkstück später problemlos vom Unterbau getrennt werden kann. Das formgebende Papp- Chassis kann ab der zweiten Schicht bereits wieder rausgenommen werden.

Edit 1 Jahr später:

Die Idee mit der Frischhaltefolie funktioniert zwar, aber es geht besser: Klebeband.

P_Linothorax(43)

Links:
Kragenform aus Pappe mit Klebeband (Tape) überzogen

Es geht darum, den Leim daran zu hindern, mit der Form zu verkleben oder sie zu durchweichen. Außerdem möchte man eine möglichst gleichmäßige Oberfläche der Form erzeugen (die später die Unterseite des Werkstückes wird).

Klebeband erledigt den Job völlig befriedigend und ist mit 5,- € für eine dicke Rolle (Uhu) auch nicht teuer.

Frischhaltefolie hält nicht gut auf der Form (muß ihrerseits oft festgeklebt werden) und erzeugt beim beleimen viele kleine Falten, die eine sehr unregelmäßige Unterseite ergeben.

Auf der Form oben erkennt man Knicke und Falten: jede dieser Unregelmäßigkeiten wird sich später gnadenlos in dem, was wir bauen, abbilden (wer hätte denn auch sowas vorhersehen können). Also hätte ich mir vielleicht doch etwas mehr Zeit nehmen sollen...

Je besser die Form, desto besser wird das Werkstück

Beim Lösen von der Form können einzelne Tape- Teile haften bleiben- man klebe deswegen möglichst lange Streifen; die bleiben erheblich besser da, wo sie sollen.

 

Ende Einschub, weiter mit der Original- Dokumentation

PAEIK07Leim

Links:
Los gehts: Erste Schicht Leim auf die Folie, Stoff drauflegen, nächste Schicht Leim.

Rechts:
Der Leim trocknet durchsichtig. Nehmt ein etwas zu großes Stück Stoff und schneidet es passend ab, wenn alles trocken ist

PAEIK08trocken

Der Stoff ist Baumwollleinen (schwarz) und der Leim durchsichtig trocknender Holzleim (D3) aus dem Baumarkt. Diese Kragenteile bestehen nur aus 3-4 Schichten Stoff- die kann man gerade noch mit einer normalen Schere schneiden, ab mehr Schichten braucht man besseres Werkzeug. Ab 10+ Schichten kommen Blechscheren und blanke Waffen nicht mehr durch.
Je größer die Stoffstücke, die man ohne Falten aufleimen kann, um so weniger Überlappungen gibt es und um so glatter wird später die Oberfläche.
Jede Überlappung ist eine Schicht mehr. Wo man sie nicht vermeiden kann, können sie symmetrisch angeordnet werden. Man legt sie dahin, wo sie gleichzeitig als Verstärkung dienen können.

Ich hab den Leim in einen Becher portioniert und mit Pinseln aufgetragen. Während der Trocknungsphasen kann man den Pinsel luftdicht abgeschlossen in Frischhaltefolie wickeln, damit er weiter verwendet werden kann.
2 Schichten pro Tag sind möglich: Eine morgens vor der Arbeit und eine, wenn man nach Hause kommt. Mehr Schichten halten nicht gut und brauchen ewig zum trocknen- wenn sie es denn überhaupt tun: eventuell bleibt der Leim innen wochenlang flüssig.

PAEIK09Leim PAEIK11rimmen
PAEIK10trocken

Oben: Und das ist der Arbeitsrhythmus:
Links: Schicht Leim, Stoff, Schicht Leim,
Mitte: trocknen lassen
Rechts: überstehenden Stoff abschneiden,
Und von vorn, bis die gewünschte Materialdicke erreicht ist.

Diese Kragen sollen nicht hart werden; sie bestehen nur aus 3-4 Schichten Stoff- es sind Kostüm- und keine Rüstungsteile.  Allerdings taugt das Material auch zum Bau funktionierender Rüstungen:

Heutige Experimente zeigen, das ab 10 Schichten verleimter Stoff ein Pfeil aufgehalten werden kann. Experimente. “Tests” wie in: “keine Garantie”. Keine Rüstungstests, wenn jemand drin steckt! Sowas macht man nicht. Auch nicht mit schwachen Bögen.
Man zieht nicht einfach seine Ballistikweste an und fordert einen Kollegen auf, ein paar Schuß abzugeben. Klar soweit?

Da der Leim durchsichtig trocknet und der Stoff schwarz ist, entsteht ein voll durchgefärbtes Material, was bei Abrasionsschäden ein Pluspunkt ist: wenn später Farbe abgeht, scheint einfach nur Schwarz durch, was in einer Spielpause problemlos mit ein wenig Acrylfarbe restauriert werden kann.
Insofern würd ich tatsächlich drängeln, nicht irgendwelche rosa Blümchen- Stoffreste zu verbraten, sondern zum Bau gezielt die Farbe zu wählen, die bei Abschürfungen der Oberfläche zu sehen sein soll.

PAEIK12Tischsets PAEIK13kleben

Oben: Gehalten wird so ein Kragen nicht mit direkt befestigten Bändern -das wäre bei diesen Modellen zu hoch unter den Armen- sondern die Gurte setzen an zwei vorn und hinten unter dem Kragen hängenden Platten an. Die sind in diesem Fall aus Billig- Tischsets, bei denen Holzspäne auf ein Textilgeflecht geklebt wurden.
Oben Links: Tischset und 2 daraus zugeschnittene Platten
Oben Rechts: die zugeschnittenen Platten sind mit Pattex auf Stoff geklebt (Kontaktklebeverfahren). Der nach oben überstehende Stoff hat genug Auflagefläche, um die Platten sicher mit dem Kragen zu verbinden.

PAEIK14fixieren PAEIK15Vorderteil-nähen

Oben Links: Alle Gurtbefestigungen sind Belastungszonen, weswegen ich Klebstoff allein nicht traue und die Ecken lieber nochmal mit Zwirn befestige.
Das hat sich als noch ekelhaftere Arbeit als Knöpfe annähen herausgestellt (ich hasse Knöpfe annähen), weswegen ich das Ding entnervt unter die Nähmaschine gelegt hab. Und was soll ich sagen:
Oben Rechts: Man kann das Material nähen! (Zumindest meine Pfaff 130 kann 3-4 Lagen davon nähen).
Weswegen ich alle am Kragen befestigten Stoffteile (die Platten für die Gurte vorne und hinten sowie die lose hängenden Seitenteile) zusätzlich zum Klebstoff nochmal angenäht habe.
Im rechten Bild sieht man übrigens ein innen liegenden “V” für “vorne”. Gerade bei scheimbar symmetrischen Werkstücken erspart diese Kennzeichnung eine Menge Ärger.

PAEIK16Seiten-nähen PAEIK17Säumen

Oben links: Annähen der Seitenteile
Oben rechts: Versäumen der Seitenteile, damit der Stoff nicht aufrempelt. Der Arbeitsschritt kommt erst jetzt, weil auch die seitlichen Stoffteile erst in Übergröße angeklebt und dann auf die tatsächliche Form zurechtgeschnitten wurden.
Es gibt keine ultragenaue Vorher- Fertigung. Zu groß schneiden, ankleben und am Werkstück trimmen ist der bessere Weg.
Oben rechts sieht man gut, wie lederartig flexibel der Kragen mit 3-4 Schichten ist. In bemaltem Zustand darf er allerdings nicht mehr so geknautscht werden.

PAEIK18-Leim-innen
PAEIK19-Leim-trocken

Oben: Die Unterseiten von Kragen und Helmen kriegen nun eine letzte Leimschicht, die die Stoffteile unlösbar an die verleimten Bereiche fixiert. Oben rechts die getrocknete Version. Die schmierig aussehenden Zonen sind Pattex für die Stoffteile.

Warum sind die Stoffteile zuerst mit Pattex aufgeklebt? Weil man Leim nicht präzise schnell und frei trocknen lassen kann. Das Kontaktklebeverfahren mit Pattex ermöglicht präzises Platzieren der Anbauteile und sofortiges Weiterarbeiten ohne 8 Stunden Trockenzeit.

Allerdings hält Pattex nicht besonders gut auf Leim. Deswegen wird bei solchen Stellen die Linothorax- Oberfläche zuerst mit einer Schicht Leim bedeckt. Darauf drückt man nur Stoff und verzichtet auf die deckende Leimschicht. Auf dieser “Stoff”Oberfläche hält Pattex.

PAEIK20Aufbau
PAEIK21WinColCont

Oben links: 2 Kragen mit Seitenteilen aus Stoff und Tischset- Befestigungsplatten vorne und hinten.
Die Kragen sollen jetzt mit Linien versehen werden. Man könnte die natürlich nur aufmalen, aber ich will sie filigran und erhaben. Dazu eignet sich Window-Color- Contour (das Farbfeld- Trennmittel für Fensterbilder)
Oben rechts: Kragen und Helme mit schwarzem Window- Color- Contour verziert. Es hält nicht gut auf den Oberflächen (weil man Fensterbilder ja abnehmen können muß) und wird deswegen mit einer 4/1- Leim- Acrylfarbmischung fixiert. Nahaufnahmen davon sind weiter unten bei der Helmbau- Dokumentation.

Das Arrangement des rechten Bildes mit Kragen und Helmen dient einerseits der Kontrolle, wie die Teile zusammen aussehen, aber auch meiner Motivation. Zu diesem Zeitpunkt sind über 30 Arbeitsstunden im Projekt und es baut auf, zu sehen, das es Gestalt annimmt.

PAEIK22Acryl PAEIK23Innen

Oben links: Die Unterseiten. Auf die letzte Leimschicht kommt nun noch einmal Acrylfarbe, die alle Oberflächen abschließt und vereinheitlicht.
Oben rechts: Unterseite eines fertigen Kragens mit Befestigungsschnüren und Vorne/ Hinten- Kennzeichnung.

PAEIK24Aegiskragen PAEIK25EgyptCollar

Oben: Fertig (Tageslicht- Aufnahmen).
Es ist meine erste Arbeit mit dem Material, was automatisch bedeutet, das die Stücke nicht so schön sind, wie sie vermutlich sein könnten. Man erkennt vereinzelte Leimtränen, die aber wohl mit besserer Materialbeherrschung in den Griff zu kriegen sind. Insgesamt bin ich zufrieden.

Aber noch lange nicht fertig... nun zu den Helmen:

Ibishelme in Linothorax- Technik

Der erste Schritt ist auch hier der Bau der Grundform, auf der die Stoff/Leimschichten aufgebaut  werden und trocknen. Sie ist naturgemäß komplizierter als bei den Kragen. In diesem Fall wurde zuerst die Oberseite eines alten Helmes mit Alufolie belegt (unten links).
Alufolie ist steifer und formbarer als Frischhaltefolie, dient aber hier dem gleichen Zweck: einfacher späterer Trennung der Materialien. Schließlich soll der Helm später wieder ins Regal.

PAEIH01Alufolie PAEIH02 Tape

Links:
Eine Lage Tape fixiert die Alufolie und bringt noch etwas mehr Stabilität.

PAEIH03Silhouette
PAEIH04Volumen

Oben links: Anlegen der späteren Silhouette aus Styrodur
Oben rechts: Volumenaufbau mit zusammengeknüllter Alufolie (die lose geknüllte Folie einfach ungefähr in die gewünschte Form drücken). Fixieren mit mehr Tape.

PAEIH05Alufolie
PAEIH06Tape

Oben links: Abschlußschicht aus Alufolie. Falten einfach plattdrücken.
Oben rechts: Tape drauf für Stabilität und eine glatte Oberfläche

PAEIH07Modellieren
PAEIH08StoffLeim

Oben links: mit lufttrocknender Modelliermasse wird jetzt das “Dach” des Helms geformt. Es ist kantig, damit das flexibel bleibende Material des Linothorax- Helms stabiler wird. Keine Ahnung, ob das auch klappt... Details sind egal; sie würden sowieso untergehen.
Jetzt noch eine Schicht Frischhaltefolie, dann beginnt dieselbe Prozedur wie bei den Kragen: Leim, Stoff, Leim, trocknen lassen, und so weiter.

Edit 2016: Auch hier hätte man auf die Frischhaltefolie verzichten und statt dessen die Oberfläche mit Klebeband beziehen sollen. Hab ich später für weitere Helme gemacht und es hat sich bewährt. Edit Ende.

Oben rechts: Nach dem Trocknen (3-4 Schichten). Die Linothorax- Hülle bedeckt die Seiten etwas tiefer als notwendig, getrimmt wird sie später.

PAEIH09Abnehmen

Oben: Der Moment, an den alle Formenbauer mit größter Vorsicht herangehen: Das Trennen des Werkstückes von der Form. Hier völlig problemlos möglich. Man sieht, das der Leim an der Unterseite noch feucht ist. Erst wenn alles trocken ist, werden überstehende Teile abgeschnitten. Wer ranzoomt, erkennt die durch Falten der Folie entstandene unregelmäßige Unterseite. Wäre mit klebebandbezogener Form zu vermeiden gewesen.

PAEIH10Form

Oben rechts: der grob getrimmte Helm muß jetzt gut durchtrocknen. Überall muß Luft ran.

Rechts: Oben die Rohform, unten die getrimmte fertige Ibis-Schnabelform.

PAEIH11Trimmen
PAEIH12Helmform

Links:
Die beiden Helme. Das Material wird nicht völlig steif wie Pappmaché sondern bleibt flexibel wie Leder.

Beide Helme wurden nacheinander auf der gleichen Form aufgebaut, was bei 2 Schichten pro Tag wegen der zum Trocknen notwendigen Zeit eine Woche dauerte. Die eigentliche Arbeitszeit ist dabei zu vernachlässigen: eine Schicht Leim/ Stoff/ Leim aufzubringen dauert nur 15 Minuten.

PAEIH13Schleiben
PAEIH14Streifen

Diese “Helme” kann noch niemand aufsetzen. Der Plan ist, sie auf ein Futter aufzukleben. Der nach vorne ragende (leichte) Schnabel wird dabei (hoffentlich!) durch die nach hinten gezogene Helmdecke mit dem später daran befestigten Stoff in der Balance gehalten.
Das Futter wird aus Billigschaumstoff (Isomatte) gebaut.
Oben links: Diese Sorte Schaumstoff muß vor dem Verkleben angeschliffen werden. Das erledigt man am besten, bevor man den Schaumstoff zuschneidet.
Oben rechts: Das Zuschneiden besteht in diesem Fall aus der Produktion von etwa 2 Finger breiten Streifen.

PAEIH15Stoff

Links: Die nächsten beiden Arbeitsgänge:

Links die Visiere der Helme. Die Formen wurde aus einem Plastik- Tischläufer mit geprägtem Webmuster ausgeschnitten, der auch noch passenderweise schwarz/gold gefärbt ist (wir wollen hier nicht darüber spekulieren, wer im wirklichen Leben mit sowas seinen Wohnzimmertisch dekoriert). Die Teile liegen wieder auf einer mit Frischhaltefolie geschützten Form (zusammengerollte IsoMatte) und sind mit einer Stoffschicht unterleimt.

Am unteren Bildrand liegen 2 mit Pattex präparierte Stoffteile, mit denen die grünen Schaumstoff- Helmfutter beklebt werden.

Rechts im Bild die Helmfutter: ein Stirnreif (hinten noch offen für Weitenverstellung) mit 5 “Armen” im vorderen Bereich. Alles muß mit Stoff beklebt werden, damit es nicht reißen kann.

PAEIH16Helmfutter

Oben: die Helmfutter aus Billig- IsoMatte. Links kann man schon erkennen, wie sie funktionieren: Der Stirnreif wird später mit Klettband weitenverstellbar und sicher geschlossen. Die vordere Kopfhälfte ist von 5 “Armen” bedeckt, die genug Auflagefläche liefern, um den Helm sicher zu verkleben. Der Stoffbezug außen bewirkt Reißfestigkeit und ist für die Verklebung mit der Helmdecke erheblich besser geeignet als roher Schaumstoff.
Von unten gibts keinen Stoff, damit man die Futter einfach desinfizieren kann (unter Helmen kann es warm werden).
Was hier noch fehlt, sind 2 über den Schläfen nach unten gerichtete Streifen; dort werden die Visiere befestigt.

PAEIH17Zwischenstand
PAEIH18Trimmen

Links: Immer wieder Paßprobe

Oben: Die auf Stoff verleimten Visiere ausschneiden

PAEIH19Visiere

Links: die am Futter befestigten Visiere. Erst jetzt wird die genaue Form festgelegt.
Im rechten  Bereich einer der Helme. Die Schnäbel bekommen eine innen liegende Schaumstoffverstärkung (unten)

PAEIH20Verstärken
PAEIH21Klettband PAEIH22Befestigungen

Oben links: Die Helme werden mit Gurtband und Klettband weitenverstellbar verschlossen. Da weder Gurt- noch Klettband sicher geklebt werden kann, ist es notwendig, die zu verklebenden Bereiche auf Stoff zu nähen (wobei gleich die schmalen Auflageflächen der Bänder auf die Breite des Schaumstoffes vergrößert werden kann).

Oben rechts: die Innenleben der Helme, links geöffnet, rechts geschlossen. Die Hakenseite des Klettbandes ist auf dem blauen Gurtband und zeigt nach innen, so das die teilweise offen liegende Flauschseite das später zu montierende Helmtuch nicht behindert. Wegen des dicken Schaumstoffes können die Haken den Kopf nicht berühren.
Die Befestigung zeigt nach rechts, damit sie von einem Rechtshänder (ist auch bei NSCs statistisch wahrscheinlicher) bequem bedient werden kann. Diese Helme sind 4 Finger breit weitenverstellbar- genug für jede Kopfgröße.

PAEIH27Unterseite
PAEIH23Stoff

Oben links: Der Stoffbehang. Er soll hinten den Hals bedecken, aber nicht zu sehr am Kragen scheuern. Ich hatte mit weniger Stoff gerechnet und bin überrascht. Der Stoff wird erst in befestigtem Zustand passend abgeschnitten und dann versäumt.

Oben rechts: Der fertige (auch bereits bemalte) Helm von unten

PAEIH24WinColCont PAEIH25Versiegelung

Oben links: Schriftzeichen aus Window- Color- Contour. Sie haften nicht sehr gut auf dem Grund und müssen unbedingt fixiert werden. Diesmal hab ich kein Pattex Transparent genommen, sondern 4 Teile Leim mit einem Teil schwarzer Acrylfarbe vermischt. Der so durchgefärbte Leim verändert seine Konsistenz von “Leim” zu “noch zähflüssiger”, was den Auftrag sogar erleichtert, da nichts verfließt.
Das große Zeichen auf der Stirn ist aus Schaumstoff, der noch mit einem Lötkolben verödet werden muß.

Oben rechts: Die fixierten Schriftzeichen. Der Blitz der Aufnahme verfälscht die Farbe der Oberfläche: in Wirklichkeit ist sie matt schwarz und muß nicht einmal mehr grundiert werden (was ich gehofft hatte. Es geht nichts über durchgefärbtes Baumaterial). Die Schriftzeichen sind gut zu erkennen und bilden jetzt eine unlösbare Einheit mit dem Helm.
Die Leim/Acryloberfläche nimmt Farbe sehr gut an.

PAEIH26Schrift

Links und rechts:

Die Schriftzeichen auf den bemalten Helmen.
Die Anmutung ist erheblich wertiger als in Schaumstoff gebrannte Runen oder nur gemalte Ornamente.

Es ist den Aufwand locker wert!

 

Unten:

Die fertigen Helme.

PAEIH30Schrift
PAEIH28Ibishelm
PAEIH29IbisHelmet
PAEI06Kostümprobe

Links: Kostümprobe mit Morphmask und ohne Schminke. Es geht nur um den Gesamteindruck.

Die NSCs werden später schwarze langärmlige Kittel mit privaten Gürteln und eigenen Waffen tragen. Gesichter und Hände werden geschminkt.

PAEI07Ibis-Untermaske

Oben rechts: Untermaske auf Basis einer handelsüblichen venezianischen “Volto”. Sie läßt Nase und Mund unter dem Visier frei, verdeckt aber die im Helm sichtbaren Teile des Gesichtes. Die Augen sind großzügig freigeschnitten. Dieser Bereich muß auch von innen schwarz bemalt werden, weil er nicht plan anliegt und sonst unschön auffällt. Die Maske braucht keine Schnüre: der Nasenrücken hindert sie am runterrutschen und der Helm sorgt über die Stirn- Auflagefläche für sicheren Sitz.

Achtung: solche Masken müssen für den jeweiligen Träger “auf Maß” ausgeschnitten werden, weswegen man sie nicht einfach irgendjemandem aufsetzen kann; bei gewaltsamem Verschieben (wie es im Larp nunmal passieren kann) besteht sonst Verletzungsgefahr.

Soviel hierzu. Ach so, eins noch: Bauzeit: 40 Stunden, verteilt auf 16 Tage. Budget: 100,- €.

Materialliste:
Stoff schwarz (6m à 4,-)   24,-
4 Flaschen Leim (2 x 11,-/ 2 x 3,-)   28,-
1 Dose Pattex    13,-
WindowColorContour (2x)   6,-
Befestigungsschnüre (4m Flechtschnur, 4 gute Schnürsenkel)   10,-
2 Tischsets     2,-
Acrylfarbe (4 Töne: Schwarz, Gold, Türkis, Zinnoberrot)    6,-
2 Pinselsets     6,-
Spezialpapier für Spruchrollen  5,-

Nicht gerechnet:
Schaumstoff
Gurtband
Klettband
Garn
Tischläufer
Stoff f. Lendenschurze

50,- € klingt viel für einen Kragen und einen Helm, aber man muß fairerweise bemerken, das eine qualitativ hochwertige Monster- Latex- Vollmaske im Fachhandel auch um die 50,- € kostet.

Leute, ich liebe das Material und kann es für den Einsatz im Larp unbedingt empfehlen! Bis zum Sommer will ich für mich selber daraus eine komplette Rüstung. Wenn es klappt, rede ich hier drüber (edit Oktober 2014: es hat geklappt und ich rede ausgiebigst drüber: Link Linothorax)

Noch ein paar Bilder der Outfits im Spiel (Scarabäus 2014; “Die Wüste lebt”). Das Bild mit den Grüntönen in mieser Qualität zeigt das Set des Königinnengrabes ohne Blitz. Auch das ist nicht genau, was die Spieler gesehen haben (etwas mehr Licht gab es schon), aber halbdunkle Schauplätze zu blitzen fängt weniger Atmosphäre ein. Später sind sie dann ans Tageslicht gekommen....

PAEIK27Ibisrüstung
PAEIK28EgyptQueen
PAEIK26IbisArmour
P_Linothorax(38)

Oben Rechts: Der Kragen des grünen Kriegers hat freistehende Klingenbrecher und ist ein Jahr später entstanden. Das Helmvisier ist nicht mehr aus Tischläufermatte, sondern ebenfalls aus Stoff/ Leim- Komposit.

PAEIK29-ibis_warriors

Oben: 2016. Die Rüstungen der Krieger außen sind jetzt 3 Jahre alt. Sie haben nichts von ihrer Flexibilität eingebüßt und keine Farbe verloren.

Wer dem Thema “Linothorax” und seinen vielfältigen Anwendugsbereichen nähertreten möchte, findet hier die Abkürzung zur Einleitung: Linothorax- Kompositrüstung

Der Riesenkragen mit freistehenden Anbauteilen ist hier: Linothorax- Aegiskragen

2014, last edit Jan 2016, jul 16, oct 2016

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