Lino-Sportschuh

Diese Seite gehört zum Bereich “Schuhe modden”- der Beginn wäre hier: Schuhe modden

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Oben: Vorher und nachher

Für warmes Wetter (als Ersatzpaar) oder “warm mit Dauerregen” (ohne das ich dafür eine bestimmte Veranstaltung im Hinterkopf hätte...) werden moderne Wasserschuhe mit einer Spitze aus Komposit und wasserdurchlässigem Stoff “ambientifiziert”, ohne ihre Funktion oder Robustheit einzubüssen.

Oben links: ein Billig- Nachbau des “Techamphibian” von Salomon- ich habs nicht übers Herz gebracht, meine Originale umzubauen...

Ich weiß die echten seit Jahren bei Hitze und nasser Umgebung zu schätzen: Wie eine Sandale trocknen sie sofort, bieten aber eine robuste Trekking- Sohle (mit denen man auf Gras auch gern mal ausrutscht, aber auf Geröll sind sie gut) und Zehen- und Fersenschutz plus Mesh- Seiten verhindern das Eindringen von Geröll- Kleinzeugs.
Handelsübliche leichte Ambienteschuhe aus Leder (oder Kunstleder- grusel) dagegen werden durchnaß und bleiben so.

Der Plan ist: "Aufbringen von Kompositspitzen, Beziehen mit Stoff, Bemalen mit Acryl". Dabei lauten die Komplikationen:
Die Spitzen können mangels geeignetem Untergrund nicht geklebt werden und beleimen der Hülle würde die Durchlässigkeit beeinträchtigen- Spitzen und Bezug werden in diesem Fall also aufgenäht (oben rechts).

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Oben links: Schuhe mit Zeitung ausstopfen und zum Schutz mit Frischhaltefolie umwickeln

Oben rechts: Spitzen aus Alufolie modellieren.

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Oben links: durch leichtes Zusammendrücken baut Alufolie schnell Volumen auf, bleibt aber druckempfindlich, so das die Formen gut angeglichen werden können (schließlich sollen beide Spitzen gleich aussehen).

Oben rechts: Die Spitzen werden vorsichtig (damit es keine Dellen gibt) mit Tape bezogen. Darauf folgt direkt das Beleimen.

Die Form der Spitzen ist nicht zufällig gewählt: Wenn man gegen ein Hindernis tritt, sollen sie sich nicht eindellen, sondern nur nach oben “ausweichen”; sonst würde ein harter Impakt zu Beschädigungen führen.

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Oben links: Dann 3 Lagen Komposit (Baumwollleinen und Holzkleber D3, wasserfest, durchsichtig trocknend). Erst eine Lage trocknen lassen, dann die nächste- das geht schneller, als alle Lagen in einem Arbeitsgang aufzubringen und ewig zu warten, bis es trocken ist.
Es ist nicht nötig, ultrapräzise Schnittmuster anzufertigen- ich hab die Spitzen mit rechteckigen Flicken überlappend abgedeckt. Die Kompositverkleidung reicht fast bis in die Mitte des Schuhes und wird später passend zugeschnitten. Materialkunde gibts übrigend hier: Linothorax- Kompositrüstung
Sicherheitshalber stehen die Schuhe auf einer mit einer Mülltüte bezogenen Erhöhung, bis alles trocken ist. Das Komposit reicht nicht auf die Lauffläche.

Oben rechts: Die Falten sind unbeabsichtigt, werden das Ergebnis aber nicht beeinträchtigen.
Die Spitzen sind auch außen beleimt, weil später dort Stoff aufgeklebt wird.

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Oben: Jetzt erarbeite ich die Schnittmuster für den Stoffbezug: Nochmal eine Lage Frischhaltefolie und eine neue Lage Tape.

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Links: Diese neue Hülle wird der Länge nach aufgeschnitten und abgenommen- das ist das Schnittmuster des Bezuges. Die Teile sind asymmetrisch und werden deshalb sofort beschriftet.

Sie liegen nicht ganz glatt auf (immerhin werden sie später einen 3-dimensionalen Schuh bedecken), aber der Bezugsstoff wird das ausgleichen.

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Oben links: die 3- lagige Kompositspitze ist flexibel und kann problemlos vom Tape- Untergrund gelöst werden. Oben rechts eine abgenommene Hülle vor dem Zerschneiden und eine fertige Spitze.

Als nächstes erfolgt deren Zuschnitt:

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Oben: Die Aufbauten müssen vor dem Abrollbereich der Schuhe (oben rechts) platziert werden. Sie reichen vorne über den Rand der Sohle herunter bis fast auf den Boden, damit sie mit der Sohle vernäht werden können. Dort halten die Nähte besser.

Was zum Problem des “wie” führt: Die Spitzen sollen von vorne durch die Sohle eines Sportschuhes vernäht werden- mit Schusterzwirn.

Zuerst hab ich nach dem Zuschneiden mit einer Lochzange Löcher in die Spitze gebissen.

Und es hat ein bisschen gedauert, ein Werkzeug zu finden, das kann, was ich will, aber hier isses:

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Oben links: Das ist es NICHT. Eine sog. “Schusterahle” von außen in eine Schuspitze zu stechen funktioniert zwar- aber wie soll ich den Faden innnen in  der Spitze greifen? Außerdem will ich dicken, sehr reißfesten Zwirn verarbeiten.

Und für die Mutter aller Nähte braucht man auch die Mutter aller Nadeln...

Oben Rechts: eine 36 cm lange Polsternadel mit 2 Spitzen; eine hat ein Nadelöhr, eine nicht.

Leute: Vorsicht! Das Ding unterscheidet nicht zwischen Sportschuhsohle und Fingerkuppe!

Man sticht jeweils von außen ein: mit der Nur- Spitzen- Seite wird der Zwirn nach innen geführt und dort von der Nadel gelöst. Nadel wieder raus; im nächsten Loch kommt die Ösenspitze zuerst: damit kann der Faden im Schuh "eingefangen" und zurückgezogen werden. So sind mit dickem Zwirn beliebige Mehrfachnähte möglich.

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Oben links: die Naht meines Vertrauens- hier reißt eher das Komposit oder der Schuh. Trotzdem kriegt die Naht noch eine dünne Schicht Leim (oben rechts).

Womit der doofe Teil der Arbeit beginnt: das Beziehen...

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Oben: Man kann aus den Tape- Schnittmusterteilen tatsächlich einen Bezug herstellen: Zunächst vernäht man nur "oben" und "vorne", legt den hinten offenen Zuschnitt über die Spitze des Schuhs und steckt den Rest fest.

Diese hier sind “Schlupfschuhe”: Ich komm auch ohne Schnürsenkel rein.

Dann nimmt man alles wieder runter und vernäht den Bezug so, das er später nicht ausfransen kann.

Next steps: die Stoffspitze wird auf dem Komposit verleimt (inzwischen passiert und trocken) und nun wird der bisher nur festgesteckte Bezug mit der Hand vernäht. Ich hab dazu überhaupt keine Lust, es wird ewig dauern und alles Jammern nützt mir gar nix- also an die Arbeit.

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Oben: Man hat schon bessere Schusterarbeit gesehen... Aber es hält. Der Bezug ist vernäht und bemalt (Drybrush Schwarz, dann Blau). Die Wasser-Eigenschaften des Schuhs sind erhalten geblieben.

Ich werd sie nicht mehr in der Maschine waschen, aber eine Handwäsche ist weiterhin drin, und die Einlegesohlen sind sowieso getrennt sauberzukriegen. Ich hab pro Spiel mehrere dabei.

In den nächsten Tagen nähe ich noch ein paar "Haltelinien" auf die Seiten und geh nochmal unten rum, damit, wenn der Stoff verletzt wird, sich immer nur ein kleines Stück lösen kann.

Der Aufbau der Spitze mit Stoff- Leim- Komposit ist in diesem Fall weder durch Worbla noch Leder zu ersetzen.

Übrigens wird es jetzt, wo ich auf "naß" vorbereitet bin, natürlich nicht regnen- es gibt extra Götter für diese Art von transzendentem Humor*.

 

*= nach dem Spiel: es hat fast durchgehend geregnet. Und war eher kalt. Ich hab mehr die Stiefel getragen-
zu denen es hier entlang geht: Lino-Einsatzstiefel

Mai 2018

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