versiegeln

Versiegelung von porösen Weichschaumstoff- Oberflächen mit Stoff/Leim- Komposit (Linothorax) Aug 2015

Diese Seite gehört zum Themenbereich “Linothorax”. Der Anfang wäre hier: Linothorax- Kompositrüstung

Neben eigenständigen Konstruktionen kann verleimter Stoff auch zur Festigung von Weichschaumstoffoberflächen verwendet werden.

Unten: Eine Maske aus Weichschaumstoff aus 2005 (die Entstehung ist hier dokumentiert: Wildschwein) . Vor 10 Jahren hab ich sie als “Einmalmonster” konzipiert und den Schaumstoff ohne Versiegelung direkt mit Acrylfarben bemalt.
War ein Fehler...
Unten Links vor und Rechts nach der Renovierung 2015

P-Linothorax-Maske-ren(2)
P-Linothorax-Maske-ren(1)

Weichschaumstoff (also Matratzenschaumstoff) ist eine gute Wahl, um schnell Volumen zu generieren oder größere Objekte zu schnitzen. Ich nehm das Material unter anderem für den Bau großer Gesichtsmasken, weil die leicht sind und bei gewaltsamem Verschieben dem Puppenspieler nichts tun.

Nachteile an Weichschaumstoff sind seine geringe Reißfestigkeit und die schwammartigen offenen Poren, die ein Bemalen erschweren und Feuchtigkeit stauen. Sie müssen am fertigen Werkstück auf jeden Fall irgendwie geschlossen werden. Nur anmalen ist die schnellste, aber schlechteste Lösung.

Eine andere Möglichkeit ist, die Oberfläche mit Pattex zu bestreichen und den Kleber in der Trockenphase anzudrücken, so das die obersten Poren geschlossen werden:

P-Linothorax-Maske-ren(11)

Links: Ein geschnitztes Weichschaumstoffbauteil wurde mit Pattex versiegelt. Es ist eine Art “Haut” entstanden, die problemlos bemalt werden kann.

Reißfest ist das allerdings nicht: Bei starkem Verbiegen wird die Haut einreißen und im Schaumstoff entsteht eine tiefe “Wunde”.

Man kann so etwas zwar wieder kleben  (mit Pattex), aber das Konstrukt bleibt empfindlich.

P-Linothorax-Maske-ren(4)
P-Linothorax-Maske-ren(3)

Oben: Die Oberfläche des vor 10 Jahren unversiegelt bemalten Schaumstoffes (Acryl, schwarz grundiert) ist zerklüftet und vielfach eingerissen. Die dicke Farbschicht (inzwischen bei einer ersten Renovierung vor 5 Jahren einmal übermalt) ist stark verhärtet, auf dem weichen Untergrund überall gebrochen und fehlt stellenweise. Die weißen Fäden, die außen rumhängen, sind künstliche Spinnengewebe aus dem letzten Dungeoneinsatz.
Hier ist mit der “normalen” Methode (pattexen und zusammendrücken) nix zu machen. Eine komplett neue Oberfläche muß her (und hätte eigentlich gleich gebaut werden müssen).

Auftritt (Tusch/ Trommelwirbel) Linothorax.

P-Linothorax-Maske-ren(6)
P-Linothorax-Maske-ren(5)

Oben Links: Maske säubern, lose Teile wieder ankleben, tiefe Risse mit Pattex reparieren und die applizierten Stoffteile mit Frischhaltefolie abdecken. Eigentlich hätte ich auch neue Zähne aus Waffenschaumstoff schnitzen müssen (1 Abend mehr), aber die Zeit drängte mal wieder...

Oben Rechts: Leim // Stoff// Leim. Das dünnste Gewebe, das ich finden konnte, war eines dieser fast gazeähnlichen Halstücher, die viereckig oder in Schlauchform in den Innenstädten verkauft werden. Das Baumwollgewebe der ehemaligen Hippie- Outfits ist inzwischen zu teuer; heutzutage sind die meistens aus Kunststoff. Macht aber nichts- die Fasern werden dann eben nicht durchtränkt, sondern umschlossen. Nur eine Schicht- es ist nur eine Maske, kein Panzer...

Ich hab ein braunes, musterloses Halstuch gewählt (war reduziert, wer würde sowas auch um den Hals tragen....) und einzelne, teilweise auf Maß geschnittene Flicken aufgeklebt.
Ein Abend, eine Schicht, eine Nacht trocknen lassen.

P-Linothorax-Maske-ren(8)
P-Linothorax-Maske-ren(7)

Oben Links: Nach dem Trocknen erscheint die braune Farbe des Gewebes als Vorgrundierung. Die neue Oberfläche ist sehr dünn, aber stabil, noch leicht flexibel und glatt. Selbst feinste Schnitzspuren (von denen ich eigentlich gehofft hatte, sie würden verdeckt) sind erhalten geblieben. Überlappungen oder Gewebestrukturen sind nicht sichtbar.

Oben Rechts: Schwarz grundieren (Acrylfarbe). Rechts neben der Maske liegt das zum Beziehen verwendete ehemalige Halstuch.

P-Linothorax-Maske-ren(10)
P-Linothorax-Maske-ren(9)

Oben Links: die neue Oberfläche. Wenn man ranzoomt (Rechtsklick “Grafik anzeigen”) erkennt man das Maß, in dem Details erhalten geblieben sind. Die inneren Augenhöhlen sind unbehandelt.

Oben Rechts: Die renovierte Maske. Erneut ist das fürchterliche Ungeheuer bereit, in den Gewölben unter der Stadt Angst und Schrecken zu verbreiten.... oder zumindest die Spinnenweben- Deko abzureißen. ;)

Soviel hierzu. Zunächst.
Die Skulpt- Qualität der Maske soll hier bitte nicht interessieren - wie so oft auf dieser Website geht es um ein Bauprinzip; in diesem Fall um das Beziehen mit Stoff/ Leim- Komposit und die Möglichkeit, eine an sich “schwierige” Weichschaumstoffoberfläche glatt zu versiegeln und reißfest zu machen.

Ich bin seeehr zufrieden mit dem Ergebnis und frag mich, wie es wohl den alten Schakalmasken geht.... Dann mal los:

Jak19_linothorax
Jak2_zoom
P_Jak22_Brüche
Jak20_jackal_mask

Oben: Der Heerführer des Pharao kriegt einen Stoffüberzug in grau, aber diesmal hab ich den Leim mit Acrylfarbe vermischt (ca 3 Teile Leim, 1 Teil Farbe) und so die Grundierung gleich mit eingebaut.

Links: Das 2016 für diese Maske als Bezugsstoff verwendete Schlauchhalstuch hat Falten, die sich auf der Oberfläche abbilden, ohne das man selber viel dazutun muß. Für mumienartige, bandagierte, vertrocknete “Haut” ist der Effekt genau richtig.

Und 2017 waren die anderen dran:

P_Jak20_risse
P_Jak21_instabil

Oben und links:

Trotz sorgfältiger Lagerung (es gab in 12 Jahren Kampagne keine Deformationen!) haben die Masken gelitten: auch hier ist der offenporige Schaumstoff brüchig, die Farbe verhärtet und rissig, teilweise abgeplatzt.

Das Rezept ist das gleiche: dünnen Stoff in einzelnen Flicken aufleimen (D3- Leim, durchsichtig trocknend) und die neue Oberfläche bemalen.

Eine Maske beziehen dauert etwa zweieinhalb Stunden.

Am praktischsten hab ich gefunden, den Stoff in etwa 3 Finger breite Bahnen zu schneiden und von diesen Streifen Stücke der benötigten Größe abzutrennen (unten links).

P_Jak15_mask_details
P_Jak14_stoffbezug

Oben: Zuerst wird eine Schicht Leim aufgetragen (Tupftechnik geht am besten auf der brüchigen Oberfläche), dann der Flicken platziert und mit Pinsel und Leim angeschmiegt. Der dünne Stoff paßt sich der Oberfläche so gut an, das sogar feinste Schnitzspuren erhalten bleiben. Überlappungen sind nicht oder kaum sichtbar (oben rechts), weswegen man praktisch verschnittfrei arbeiten kann. Im Bild ist das verwendete Tuch rotbraun- entsprechend gründlich muß die Grundierung erfolgen, um alles schwarz abzudecken.

Ich hab mich bei der “Massenproduktion” für unverdünnten Leim und gegen das Einmischen von schwarzer Acrylfarbe entschieden, weil die Mischung mit Farbe zäher wird und damit schwieriger zu verstreichen ist. Der Borstenpinsel muß schmal genug sein, um jede Stelle des Werkstückes erreichen zu können.

Rechts:

Die Oberfläche dieser Maske soll den Eindruck von Haut oder alten Mumienbandagen erzeugen.

Auch für diese Maske wurde ein “vorgefaltetes” Halstuch als Bezugsstoff verwendet.

Die Verarbeitung ist aufwändiger als den Stoff glatt zu legen und man braucht etwas mehr Leim, weil der gesamte Stoffbelag durchtränkt werden muß.

P_Jak17_grundierung
P_Jak16_mask_details
P_Jak18_drybrush
P_Jak19_jakal_masks

Oben links:
Grundierung mit einer Mischung aus 2 Dritteln Leim und einem Drittel Acrylfarbe (ungefähr- jedenfalls mehr Leim als Farbe).

Oben rechts:
Bemalung mit matter oder semimatter Acrylfarbe. 3 Stufen  Drybrush braun (obwohl 2 wahrscheinlich ausgereicht hätten), Highlights weiß, Zähne weiß lackiert mit schwarz lining, Lasur braun, Highlights sandfarben.

 

Links:
Fertig. Womit die spitzohrigen Mistviecher erneut bereit sind, dem Willen des unsterblichen Pharao gebührenden Nachdruck zu verleihen.

Wer sich für die Ägypter interessiert, hier der Link zur Startseite:
Ägypter

Jan 2016, last edit Jul 16, Okt 16, May 17

[Home] [Deutsch] [Impressum] [what´s new?] [Inhalt] [about monsters] [FAQs] [other sites] [English]