Gemälde

Bei Indoor- Cons kann man die Location mit Gemälden von spielrelevantem Content ausstatten. Ein Ölgemälde des Hausherrn oder der spukenden Großtante, der verborgene Hinweis oder einfach nur Ambiente.
Moderne Bildbearbeitungsprogramme machen es möglich.
Sinn der Sache ist es dabei nicht, meinen Bekannten XY als Adligen verkleidet zu zeigen, sondern die Spielfiguren so darzustellen, wie sie wirklich aussehen.

PG001LaFamilia

Die Fertigkeiten, die man zur Erstellung des eigentlichen Bildes braucht, sind nicht mal schwer zu lernen (es kommt auf ihre Ausprägung und Anwendung an):
- Objekte “freistellen” (um das Charakterfoto auszuschneiden, das später mit einem neuen Hintergrund kombiniert wird)
- einfache Retouchen (um unerwünschte Dinge verschwinden zu lassen). Dazu gehört etwas zeichnen...
- Arbeit mit Ebenen (igitt, Ebenen...) Beschäftigt Euch damit, und ihr wollt nicht mehr ohne (Barthimäus sagt zwar, daß, wer mehr als sieben Ebenen braucht, ein Angeber ist aber wer glaubt schon einem Dämon? Im Gemälde oben sind alle Figuren + Hintergrundelemente einzelne Ebenen...).
- Arbeit mit Filtern. Das Prinzip ist, mehrere Kunstfilter in verschiedenen Stärken mit dem Originalbild zu kombinieren (einfach gesagt. Experimentiert und übt. An mehreren Objekten).

Es gibt keine Anleitung: “...und dann drückst Du diesen Knopf”. Die Qualität des Ergebnisses hängt von Euren individuellen Fähigkeiten ab, die sich verbessern werden, je länger und öfter Ihr etwas tut. Dranbleiben.

Wenn ihr Leute kennt, die was davon verstehen, zeigt ihnen ein paar eurer Werke und fragt sie nach Ihrer Meinung. Hört Ihnen zu, möglichst ohne Eure Arbeit verteidigen zu wollen.

Man soll mit Leuten trainieren, die besser sind als man selbst, auch wenn es dabei Beulen und (was schlimmer ist) ein verletztes Ego gibt. Es ist charakterbildend, und die Rippen heilen wieder...

Danke Martin/Jeanette/ Trapper/ Tanja/ Markus/ Marc.

Unten: Der Werdegang eines Fotos zum verfremdeten “Gemälde”:

PG-Gemäldesimulation(1)

Obere Reihe: Foto, Auschnitt wählen und auf beabsichtigtes Format bringen, Motiv freistellen, Effekt 1
Untere Reihe: Effekt 2 (aus Überlagerung von Foto und Effekten entsteht das “Gemälde”), Beleuchtung festlegen, neuer Hintergrund, fertige Computerversion.

Die hinterleuchtete Computerversion ist nicht die Druckversion. Je nachdem, wie der Bildschirm eingestellt ist (die meisten sind viel zu hell- wird bei Euch Schwarz z.B. als satt Schwarz oder eher Grau dargestellt?) muß die Helligkeit des Bildes auf die Einstellung des Druckers abgestimmt werden. Hier bleibt nur Versuch und Irrtum. Bevor ich ein großes Poster in Auftrag gebe, vergehen 2-3 Versuche in DIN-A4- Format, bis ich zufrieden und einigermaßen sicher bin, kein Geld (und noch schlimmer: Zeit bis Deadline) in den Sand zu setzen.

Unten: Unterschied Computer- und Druckversion. Es mag Möglichkeiten geben, diese Ergebnisse mit irgendwelchen Normen zu erzielen, aber die kenn ich nicht (bin kein Grafiker). Die Druckversion ist hier ca ein Viertel dunkler als das hinterleuchtete Computerbild.

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Oben links die Computerversion, die auf meinem Bildschirm völlig ok aussieht, rechts das, was ich dem Drucker füttern muß, um ein zufriedenstellendes gedrucktes Ergebnis zu erzielen.

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Links: Jetzt wird das Bild in einen Rahmen eingepaßt, aus dem das Glas entfernt wurde.

Am Bildrand kaschiert eine “Patina” aus schwarzer Acrylfarbe den sonst zu scharfen Übergang Bild/ Rahmen und trägt zum Gesamteindruck bei.

Im letzten Schritt wird dann die Bildoberfläche mit mattem, klarem Acryllack bemalt, der mit einem Borstenpinsel immer wieder beim Trocknen gestört wird- so entstehen sichtbare “Pinselstriche”, die den Eindruck “Gemälde” über- zeugend hervorrufen, auch wenn das Gehirn “Foto” meldet. Aus der falschen Richtung betrachtet entstehen so die für echte Gemälde typischen Blendeffekte, die eine Betrachtung oder Fotos nur aus bestimmten Winkeln gestatten.

Indem man eine Lampe in diesem ungünstigen Winkel einsetzt, kann man genau kontrollieren, wo die Oberfläche des Posters schon behandelt wurde. Der Lack trocknet durchsichtig, aber die “Pinselstriche” bleiben erhalten.

Die Abzüge bestelle ich bei Roßmann in einer Filiale statt online, weil man dort eine letzte Kontrollmöglichkeit hat und gegebenenfalls sogar noch korrigieren kann.
Man kriegt dort Poster mit einer so robusten Oberfläche, wie man zum Bemalen braucht; billiger Druck auf normales Papier hat sich nicht bewährt, da es Farbe und Lack aufsaugt und sich stark wellt.

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Oben: Gute “Gemälde”effekte entstehen erst ab einer gewissen Bildgröße. Für unsere Spiele hat sich die abgebildete -50 x 75 cm- als geeignet erwiesen (zum Vergleich rechts eine DVD). Die Bilder passen zum Transport quer in Umzugskartons, die sich allerdings nicht schließen lassen.

Bleibt das Rahmenproblem. Für jedes Bild einen Rahmen zu kaufen ist viel zu teuer. Echte Bilderrahmen sind außerdem schwer und empfindlich- unsere “Gemälde” dagegen sollen leicht und möglichst billig sein. Und schließlich ist unser Ausgangsmaterial keine auf einen Holzrahmen gespannte Leinwand, sondern ein Papierposter, für das eine stabile Rückwand gebraucht wird.
Die Verwendung von Styrodurplatten und Styropor- Stuckleisten löst diese Probleme.

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Oben links: Poster mit Styroporkleber auf eine Isolierungsplatte kleben (beides vom Baumarkt). Ich bevorzuge StyroDur (StyroPor besteht aus kleinen Krümeln; sowas ist ungeeignet). Leichter Überstand der Grundplatte bildet die Auflagefläche für den Rahmen.

Oben rechts: Rahmenkonstruktion aus Styropor- Stuckelementen (meterweise vom Baumarkt oder Billig-Möbelhaus).
Die Leisten müssen 45Grad geschnitten werden (Teppichmesser). Bei dieser Rahmengröße erkennt das Auge eine Abweichung von einem halben Zentimeter. Wenn man nicht genau arbeitet, sieht der Rahmen schief aus und verdirbt alle anderen noch so guten Effekte.

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Oben links: Acrylgrund schwarz. Acrylfarbe kann ungestraft auf jeden Untergrund gemalt werden, ohne das der Schaumstoff angegriffen wird. Der Grund muß gut decken, weil sonst “echte” Metallfarbe das Styro auflösen und das Werkstück verderben wird.
Inzwischen verwende ich auch für Metalle nur noch Acrylfarben und bin völlig zufrieden mit dem Ergebnis. Die “Patina” am unmittelbaren Bildrand ist Absicht und verstärkt später die Illusion von “Gemälde”.

Oben rechts: Metall-Drybrush auf den Rahmen, Lasur schwarz und Highlights metall.

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Oben: Fertig. Der letzte Arbeitsschritt  (der Lack) ist im Foto nicht zu sehen. Man kann bei großen Bildern die Pinselstriche dem abgebildeten Motiv angleichen. Wenn man gut war, streichen die Spieler über die Oberfläche, weil das Poster nicht mehr ohne Weiteres als solches wahrgenommen wird.

Und wie hängt man diese “Gemälde” auf?
Ein dünner Nagel reicht. Das Bild wird einfach auf den Nagel gedrückt (der natürlich nicht so weit herausragen darf, das es durchstoßen wird) und justiert. 2 Nägel (egal ob in Flucht oder nicht) halten es ohne Geraderücken: einfach gerade draufdrücken.
Man kann auch je einen Nagel in die Seiten des Bildes drücken und daran eine beliebig lange Kordel befestigen.

Zuletzt noch einige Rückschläge beim Bilderbau (auf die harte Tour gelernt):

Ein Phämonen, daß ich bisher nicht in den Griff gekriegt habe:
Manchmal- und ich weiß nicht, warum- wird der durchsichtige Acryllack grau und ruiniert das Werkstück. Angeblich passiert das, wenn der Lack “Kälte gekriegt” hat. Wer was von der Materie versteht: bitte melden, ich freu mich über Tipps.

Um zur Geltung zu kommen, muß ein künstliches Gemälde mindestens DIN A3- Format haben, weil man sonst die Verfremdungseffekte der Filter nicht wahrnimmt und die realistischen Proportionen des Fotos den Effekt töten (wenn ihr die Galerie öffnet, seht ihr, was ich meine...).

Achtet auf “Pixellinien”, das sind Linien, die der Computer mangels Auflösung als “Treppen” abbildet. Vor dem endgültigen Druck müssen sie gefunden und bereinigt werden.

Farben sind böse und tückisch. Die hinterleuchteten CMYK-Farben Eures Monitors werden auf den gedruckten RGB-Darstellungen des Posters gern mal zu hell, zu dunkel oder “falsch” dargestellt. Und nur weil euer Monitor x-Millionen Farben kennt, macht ein Drucker das noch lange nicht mit. Das korrekte Einstellen dieser Verhältnisse ist eine verdammte Wissenschaft, die ich wie oben gesagt durch Experimentieren umgangen habe (Profis bitte weghören).
Da wir den Drucker, bei dem wir die Poster bestellen, nicht manipulieren können (und Spezialisten einfach zu teuer sind) werden wir wohl oder übel unser Bild solange ändern müssen, bis der Druck ok ist. Mit der Zeit lernt man, auf was es ankommt. Trotzdem brauch ich, bevor ich ein teures Poster in Auftrag gebe, 2-3 Probedrucke auf DIN A4 (20 x 30 cm).

Ein späteres Übermalen mit echten Farben hab ich probiert aber mangels künstlerischer Begabung wieder aufgegeben.

Na denn. Hier ein paar von meinen Werken. Ein Grafiker würde sich im Grab umdrehen (wenn er tot wäre), but hey, this is larp...

Bildergalerie “Kings & Monsters”

(klick auf eines der Bilder öffnet den Link)

G1-gemaelde-simulation-(8)
G1-gemaelde-simulation-(3)
G1-gemaelde-simulation-(13)
G1-painting-simulation-(26)

Die oben geschilderte Möglichkeit ist eine kostengünstige Lösung, große “Gemälde” zu produzieren. Die Bilder sind relativ einfach zu bauen, gut zu transportieren, leicht, einfach aufzuhängen- und wenn doch mal eines Schaden nimmt, ist die Katastrophe auch nicht allzu groß.
Wer es für Einzelstücke wertiger mag, kann natürlich immer einen richtigen Barock-Rahmen (=Stuck mit Blattgold!) kaufen- nur gibt es preislich da praktisch keine Obergrenze und auch “second hand”, z.B. aus dem Netz sind sie immer noch schmerzhaft teuer.
Hier die goldene Mitte und weitaus günstigere Lösung: Wir tunen einen Spiegel.

 

korrumpierter Bilderrahmen

Korrumpiert? Kurz für Nicht-Larper: “Korruption” bedeutet hier die schädlichen Einflüsse der Mächte des Chaos, die nicht nur die Seele, sondern auch äußere Form dessen verändern, der sich mit ihnen einläßt.
Ich möchte einem “Gemälde” eines Champions des Chaos einen würdigen Rahmen geben. Dazu wird im ersten Schritt wieder ein Foto verfremdet:

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Wie schon gesagt: Was zählt, ist nicht, wie toll es auf dem Computer aussieht, sondern was der Drucker später daraus macht. Probedrucke in DIN A4-Größe reichen aus, um die Qualität zu beurteilen. Und es bleibt nix anderes übrig, als so lange Pixel rumzuschubsen, bis es klappt...

Der Bilderrahmen entsteht diesmal aus einem Billig-Spiegel (20 €, reduziert auch mal günstiger; im Bild ist der Spiegel bereits entsorgt. Vorsicht mit dem Glas!). Bei dieser Sorte Rahmen wurden die “Stuck”elemente herstellerseitens auf einen Holzrahmen geklebt und großzügig mit Farbe bedeckt. In unserem Fall tat das den Details gar nicht gut (siehe Bild unten rechts), aber das macht nichts-

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denn hier ist der Plan: Mit lufttrocknender Knetmasse werden dort die chaotischen Veränderungen aufmodelliert (in den Büchern wird normalen Menschen schon übel, wenn einer dieser Typen nur in der Nähe ist- so stark ist die korrumpierende Aura eines Champions des Chaos. Kein Wunder also, wenn da auch der Bilderrahmen in Mitleidenschaft gezogen wird).
Ich hab mich für die typischen Chaos-Mutationen entschieden: Augen, Hörner, Zähne und Tentakel.

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Die Dinger in der Mitte des Bildes sind die Modellierhölzer, die ich benutzt hab.

Die Idee war, die “Geschwüre” aus den vorhandenen Verzierungen des Rahmens “wachsen” zu lassen, ohne der Hauptsache- dem eigentlichen Bildmotiv- den Rang abzulaufen.

Wenn die Knetmasse trocken ist, kann alles mit Acryl grundiert und mit Metall “vergoldet” werden.

Ein kleines Problem bei gekauften Spiegel- rahmen ist die Bildgröße- in diesem Fall ist die sichtbare Fläche des eingebauten Spiegels 28 x 38 cm- so eine Größe kann man nicht als Poster bestellen...

Macht aber nix; weiter unten mehr dazu.

 

Erst noch ein kurzer Blick auf die mit Knetmasse modellierten Details:

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Die Knetmasse ist in trockenem Zustand noch minimal flexibel, aber empfindlich. Sie haftet nicht von selbst am Rahmen, weswegen die einzelnen Elemente später mit Klebstoff befestigt werden müssen (links).
Beim Designelement “Tentakel” ragt u.a. ein Fangarm unter den eigentlichen Bildrand- selbst mit verbautem Draht ist das extrem bruchgefährdet, also für den Transport auf ein Spiel nicht geeignet.

Unten Links: Die feineren Adern sind aus Window-Colour-Contour (dem Farbfeldtrenner für Fensterbilder).
Unten Mitte: Schwarz Grundieren (Acryl). Mehrere Schichten dünn aufgetragen.
Unten Rechts: Gold drybrush, Schwarz wash, Gold highlights

PG-Gemäldesimulation(22) PG-Gemäldesimulation(23) PG-Gemäldesimulation(24)

Die  plastischen Details nochmal in bemaltem Zustand. Sie fügen sich gut ins Gesamtbild ein:

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Zur Bildgröße: Da wir in diesem Fall nicht einen Rahmen um ein bestelltes Poster bauen, sondern einen fertigen verwenden, muß die Druckversion der sichtbaren Bildfläche (hier 28 x 38 cm) angepaßt werden.
Die nächstgrößere Postergröße ist passenderweise 30 x 40 cm. Man rechnet also die Verhältnisse so, das auf dem späteren 40er-Poster das eigentliche Bild nur 38 cm groß ist. Unten Links das Ergebnis:

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Der andersfarbige Rand macht das Ausschneiden leicht. Das Poster wird jetzt mit Sprühkleber auf eine mindestens 2 mm starke Pappe aufgezogen, die dann anstatt des Spiegels im Bild montiert wird.

Ich hab nur den Untergrund eingesprüht und den Kleber eine Weile antrocknen lassen (unten links).
Sprühkleber erzeugt einen Nebel, der sich gern in die Umgebung davonmacht. Wenn man also versäumt, die Arbeitsfläche großzügig abzudecken, kann man sich hinterher das Wohnzimmer neu einrichten.

Dann das Poster ohne Lufteinschlüsse auf den Untergrund kleben (die Malerrolle hat mir dabei geholfen).
Zuschneiden der Pappe -vorsichtig- mit Teppichmesser.

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Oben: “Gemälde” mit Rahmen aus umfunktionierten Spiegeln, links mit Skulpturelementen 52 cm hoch, rechts nur neu bemalt, sonst unverändert, 80 cm hoch.
Wie gesagt: der Lack mit den Pinselstrichen und die Bearbeitungsdetails, die dem Ganzen die Gemäldeoptik verleihen, sind auf den Fotos nicht gut zu sehen.

Der Preis solcher Bilder mit 30-40 € pro Stück und die empfindliche Oberfläche machen diese Variante für Spiele nur bedingt tauglich, aber die Qualität des Endproduktes ist gut genug, um auch im wirklichen Leben eine Wand zu verschönern. Mit der unbezahlbaren Besonderheit, das es die dargestellten Kreaturen tatsächlich gibt... ob die Betrachter uns das nun glauben oder nicht.

Originalversion 2012, edit Jan 2015, Nov 2016

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